Ein
10. Platz war nicht das, was ich mir erhofft hatte und wahrscheinlich
auch nicht die Platzierung, mit der jemand gerechnet hätte, nach dem
ich nur eine Woche zuvor, mit einem Sieg aus den Müggelbergen nach
Hause fuhr. Was war also los gewesen?
Um
es kurz zu machen: »Alle anderen waren
Schuld!« :-)
NEIN,
natürlich nicht... nun zu den „wirklichen Ausreden“:
1.)
Ich war total platt, weil ich nach dem Rennen in den Müggelbergen
im Training nicht raus genommen habe sondern, ganz im Gegenteil,
sogar noch eine Schippe rauf gelegt habe.
2.)
Weil ich so platt war, war ich auch extrem unmotiviert und wollte
eigentlich gar nicht erst hinfahren, habe es aber trotzdem gemacht,
weil ich mir extra für dieses Rennen eine 2013er-Lizenz gezogen
hatte, die ich auch erst am Renntag vor Ort erhielt (Warum ich für
eine 2014er-Meisterschaft, eine 2013er-Lizenz brauchte, habe ich
bis heute nicht verstanden.).
3.)
Ich bin im Training die ganze Zeit mit dem Mountainbike gefahren und
bei einem Querfeldeinrennen ist ein Crossrad mit maximal
33er-Reifenbreite Pflicht, und somit bin ich auf meinem Crosser
überhaupt nicht zu recht gekommen.
So,
genug geschwafelt, kommen wir mal zum Rennen. Die Meisterschaft fand
in Linthe statt. Von Berlin aus gesehen, ein paar Kilometer hinter
Beelitz. Vor zwei Jahren, als ich Dritter bei der Cross-Berliner
wurde, wurde die Landesmeisterschaft erstmalig in Linthe ausgetragen.
Kurz gesagt, der Kurs war mir bekannt, aber trotzdem muss man sich
direkt vor dem Rennen, wie ich es in der Zusammenfassung letzte Woche
geschrieben hatte, logischerweise mit der Strecke neu vertraut
machen. Das wurde mir und auch den anderen Startern nicht besonders
einfach gemacht, weil die Kommissäre wie Schießhund aufpassten,
dass niemand, der sich nicht im Rennen befindet, auf der Strecke was
zu suchen hat, um das laufende Rennen nicht zu beeinträchtigen. Ist
ja auch vollkommen richtig, aber welcher sich warmfahrende Rennfahrer
würde einen anderen, der im Rennen ist, behindern? Des weiteren
wurde mir mitgeteilt, man solle sich in den 15 Minuten zwischen den
verschiedenen Starts auf der Strecke warm fahren... interessante
Zeiteinteilung... So musste ich das Aufwärmprogramm auf der Straße
weiter fortsetzen.
Nach
Ende des Juniorenrennens guckte ich mir 5 Minuten die Rennstrecke an,
zog mich fix um und rollte 5 Minuten vor Beginn zum Vorstart. Dort
fragte mich der gleiche Kommissär mit dem hitzigen Gemüt, der mich
übrigens seit 21 Jahren kennt, wie ich heiße?
»Hoffmann!«,
antwortete ich. Er teilte mir mit, dass ich mich in die letzte Reihe
zu stellen hatte, da ich nicht, wie vorgeschrieben, 10 Minuten vor
Startbeginn am Vorstart war... wenn man sich da aber doch die Strecke
angucken soll???
Ich
hatte in dem Moment keine Lust über diese riesen Idiotie mit diesem
Herren zu philosophieren, Ich startete also relativ weit hinten und
das mit meiner „klasse“ Motivation.
Da mir das Gelände ja nun
doch schon ein wenig bekannt war, wusste ich, dass niemand heute
trocken oder sauber bleiben würde, weil es in den Tagen zuvor
ordentlich geschüttet hatte.
Nach fünf oder sechs Runden riss an
meinem Vorderrad ein Alunippel. Im Materialdepot stand mein Vater mit
einem Wechselrad. Ich fuhr also in den Wechselgarten, sah aber meinen
Vater nicht. Er stand außerhalb dieser Zone und rief mir zu, dass er
mir nicht helfen dürfe. Nach kurzem Suchen sah ich mein Zweitrad und
machte mich wieder davon. Weil diese Aktion ein bisschen Zeit
kostete, überholte mich eine ganze Gruppe, in der sich auch Roger
Kluge aufhielt.
Ich überlegte, warum mein Vater mir nicht helfen,
bis mir einfiel, dass es an der fehlenden Betreuerlizenz lag. Das
Ersatzrad hatte ich mir von einem Bekannten geliehen, der mir
versicherte, dass die Sitzhöhe 80 Zentimeter betrug. Ich saß auf
jeden Fall viel zu niedrig auf dem Bock...
Nach zwei Runden wie auf
einem Kinderrad, rief ich in die Materialzone: „Vorderrad an meinem
Rad wechseln! Ich tausche nächste Runde zurück.“
Eine
Runde weiter hielt ein Offizieller mein Rad und wenn er es von
rechts, statt von links gehalten hätte, so dass ich gleich wieder
hätte aufspringen können, wäre sogar fast ein normaler Wechsel
zustande gekommen.
Kurze Zeit danach überrundete mich der Führende,
Max Walsleben. Ich versucht an seinem Hinterrad zu bleiben, was mir
ohne große Mühe gelang.
Der gezeichnete Walsleben fuhr nicht mehr
wirklich schnell und fiel dann auch noch direkt vor mir in eine
riesen Pfütze. Nun übernahm Sven Kuschla die Führung. Der
Vorjahressieger Walsleben machte keine Anstalten nachzusetzen und wir
fuhren bis die Rennzeit von einer Stunde absolviert war, gemeinsam
ins Ziel.
Sieger
in der Berliner Wertung wurde Justin Rudolph, den ich sieben Tage
zuvor bei der Offroadserie noch auf den Zweiten Platz verwiesen
hatte.
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