Donnerstag, 9. März 2017

Sisu-Winterduathlon 2017

Taktik statt Tempo


5 Jahre sind es schon wieder her, dass ich bei diesem doch recht hartem Duathlon, der seit je her Ende Februar ausgetragen wird, an den Start ging. Irgendetwas kam leider immer dazwischen, was mir die Teilnahme verwehrte, trotzdem nahm ich wahr, wie dieser Wettkampf zunehmend an Beliebtheit gewann und so reizte es mich doch einmal wieder mehr, hier zu starten. Was mich aber noch viel mehr initiierte den Anmeldebutton zu klicken, war herauszufinden, ob ich es gebacken bekäme, trotz kleiner Großfamilie mit allem was dazu gehört und dem immer kleiner werdendem Drang, sich nicht wie ein Teenager quälen zu wollen, mit etwas strukturierten Training an meine damalige Leistungen anknüpfen zu können. Was mir bei diesem Projekt während der Ausführung der Einheiten am meisten geholfen hat, war meine Trainingsgruppe und ganz speziell mein Trainingspartner Maurice, der den ganzen Winter bis zwei Wochen vor dem Wettkampf ein stärkerer Läufer als ich war und ich mich aus diesem Grund bei Tempoeinheiten hinter ihm nur noch darauf konzentrieren musste, dran zu bleiben und nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Auch der gute alte Konformitätsdruck ist eine feine Sache, wenn eine harte Einheit ansteht und man einen Durchhänger hat. Im großen und ganzen lief der Aufbau nicht wirklich reibungslos, aber sei es drum, entscheidend ist, was kann man am Wettkampftag abrufen?
Im Januar und Februar konnte man im Grunewald weder Radfahren noch Laufen. 10 Tage vom dem Duathlon hatte ich mich dann doch mal auf die Strecke gewagt. Am Panzerberg war für die Waldfahrzeuge so viel Sand gestreut, der zu dem Zeitpunkt auch noch festgefroren war, dass man mit dem Rad fast wie auf Asphalt hoch fahren konnte, allerdings glich die Abfahrt eher einer Schlittschuhbahn.

7 Tage vorher wurde es wärmer und was passierte? Das Eis schmolz , das Wasser konnte aber noch nicht im Boden versickern, da er noch immer gefroren war. An den letzten 2-3 Tagen vor dem Start war der Waldboden aufgelöst bzw. total schlammig und LKWs, die die abgeholzten Bäume aus dem Wald fuhren, trugen ihren Beitrag dazu, auf den Geraden sehr schwer von der Stelle zu kommen.
Am 25.Februar war es dann soweit. In der Nacht zuvor sank das Thermometer noch einmal unter Null, aber die Bodenbeschaffenheit der Rennstrecke war besser als an allen Tagen in diesem Jahr zuvor. Und trotzdem war die Strecke alles andere als einfach zu bewältigen. Fast keine Kurve konnte man wegen des Matsches mit hohem Tempo durchfahren und die Spurrillen, die die 7,5-Tonner hinterlassen hatten, machen auch das Laufen zu einer Herausforderung. 

Kurz gesagt, kein Tag für schnelle Zeiten. Ich fand es äußerst schade, dass einige potenzielle Favoriten nicht an der Startlinie standen, da ich mich selbst auf ein spannendes Rennen mit Athleten auf Augenhöhe eingestellt hatte. 

Ich hatte an jenem Tag gute Beine und absolvierte den ersten Lauf , der erstmalig im Uhrzeigersinn verlief, zusammen mit Matthias Kindel, der ein gutes Tempogefühl bewies. Meiner Meinung nach ist die Strecke rechtsherum „langsamer“, weil die Beine an einer fast kontinuierlichen Steigung mehr ermüden, als bei einer langgezogenen Steigung mit Flachstücken, bei der man beschleunigen oder eventuell auch erholen kann. Mit geringem Abstand liefen wir hinter Philipp-Johannes Müller vom Triathlon Potsdam e.V. Ich wusste das Müller recht gut laufen kann, da er mir vor circa 11 Monate beim Fürstenwalder Crossduathlon 80 Sekunden beim ersten Lauf über 6 Kilometer abnahm. Heute waren es über 5,5 Kilometer gerade 38 Sekunden. Ich lief zeitgleich mit Kindel in die Wechselzone,



lege einen echt flotten Schuh-/Helmtauch dar und verkürzte meinen Rückstand zur Spitze auf 28 Sekunden. Sooo nun erstmal Gas geben, um die Lücke zu Müller, dem Deutschen Duathlon Meister AK25 von 2013, zu schließen. 

Er machte es mir nicht wirklich einfach, aber gegen Ende der ersten Radrunde kam die sogenannten „hier-muss-man-absteigen-und-schieben-obwohl-man-auch-fahren-könnte-Zone“ und da bot P.-J. eine eher bescheidene Performance, so dass ich aufschließen konnte. 

Jetzt gönnte ich mir erst einmal an dessen Hinterrad eine kleine Auszeit, denn von hinten würde schon keiner kommen, dachte ich mir. 

Ich musste mich auf den Hauptwegen aber doch sehr konzentrieren und mit einem Auge an meinen Windschattensponsor vorbei schauen, um eruieren zu können, welche Fahrlinie er einschlägt, da die LKW-Fahrspuren und der zunehmend schlammige Waldboden einem doch schon in der Fahrweise einschränkten. 1,5 Runden später kurz vorm Einbiegen des Panzerbergs sah der Potsdamer es nicht mehr ein, alles von vorne fahren zu müssen und zwang mich in die Führungsposition. Schade, dachte ich, es war doch die ganze Zeit so schön hinter ihm. Ich fuhr gemäßigt den Berg hoch und entschied mich dazu, nach dem Anstieg alleine weiter zu fahren. Die Strecke war nun doch schon etwas voller als zu Beginn und so konnte ich bergab nicht ganz wie gewollt mein Tempo fahren. In der letzten Runde nahm ich dann wieder die Geschwindigkeit der ersten Runde auf, um mich weiter absetzen zu können. 

Trotz 1,5 Runden bei moderaten Tempo, fuhr ich mit nur 5 Sekunden Abstand die zweit schnellste Zeit hinter dem vielfachen Berliner Querfeldein Meister Konrad Opitz, der im Vorjahr bei optimalen Bedingungen eine über 2,5 minütige bessere Zeit fuhr. 

Ich hatte jetzt 70 Sekunden auf Müller gut gemacht und lief bis zur Laufwende nach 1500 Metern zügig an.
 
Als mir P.-J. entgegen kam und ich einschätzen konnte, dass es zum Sieg reichen würde, nahm ich rapide die Geschwindigkeit raus, da ich zum einen nicht noch ein Umknicken riskieren wollte und zum anderen in den folgenden Trainingstagen nicht so durchhängen wollte. 


Die Anstrengungen im Training zahlten sich erfreulicherweise aus und ich gewann nach langer Abstinenz vom Sisu-Winterduathlon wieder einmal.

Philipp-Johannes Müller hielt seine Position hinter mir und holte sich den 2. Platz mit 51 Sekunden Rückstand. 

Platz 3 ging an Stephan Noske vom A3K Berlin.


Ergebnisse: http://sisu-berlin.de/winterduathlon/wdu2017/Classic_2017.pdf

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