Die Entscheidung 2014 wieder an der Regionalliga Ost
teilzunehmen fiel mir recht leicht, das Vorhaben in die Tat umzusetzen, war
jedoch alles andere als simpel. Mit meinem Heimatverein, dem BSV Friesen, würde
es wohl schwierig werden, weil ein Teil der früheren Regio – Starter entweder
vom Sport geheilt war, nicht mehr in
Berlin lebten, künftig in der Masters – Liga vorhaben zu starten oder für einen
anderen Verein in einer hochklassigeren Liga starteten. Also blieb mir
eigentlich nur noch die Möglichkeit des Startens für ein anderes Team (2010-11
für T.V. Dresden), was ich jedoch nicht so gern in Betracht ziehen wollte. Ich
erzählte dem Friesen – Nachwuchs, deren Trainer ich auch bin, von meinem
Vorhaben. Ein paar Tage später fragen sie mich, ob ich nicht mit ihnen ein
Friesen – Team machen will. Ich freute mich sehr über diese Idee, weil wir eh
fast alle Trainingseinheiten zusammen machen und nun auch alle das gleiche Ziel
verfolgen bzw. auf die gleichen Wettkämpfe hinarbeiten würden. Der
Landestrainer war von unserer Idee nicht wirklich begeistert, da einige meiner
Jungs noch Junioren und mit ihrer guten Leistung Mitglied im Berliner
Landeskader sind, die wiederum in einem für sie vorgesehenen Wettkampfformat
„Deutschland Cup“ starten. Auch das
Trainer – Aushängeschild vom TuS Neukölln, Joachim Herrgesell, fand unser
Vorhaben nicht so klasse, weil meine Jungs bis dato wichtige Zweitstartrechtler
für sein 1. und 2. Ligateam waren. Aber der Gedanke daran, dass erstmals unsere
Trainingsgruppe geschlossen an Triathlonwettkämpfen teilnehmen würde, ließ
jegliche Erwägung, für einen anderen Verein in einer höheren Liga zu starten,
schwinden. Nachdem wir 2012 im letzten Rennen der Regionalliga Ost schon mal
einen Podiumsplatz erreichten, ging in unseren Köpfen die Überlegungen los, was
wohl 2014 alles drin wäre? Wir alle sind nun 1,5 Jahre älter & haben
dementsprechend auch mehr Lauf,- Rad- u. Schwimmkilometer intus. Bei jungen Sportlern können in so einer Zeitspanne riesige Leistungssprünge vonstatten gehen. Vom
Vorstand gab es (finanziell) grünes Licht, jetzt stand nur noch im Raum, was
war, wenn jemand ausfallen würde oder gar nicht erst starten könnte. Also
hielten wir Ausschau nach Zweitstartern und das war schwieriger als gedacht.
Nach vielen Telefonaten, E-Mailverkehr und persönlichen Gesprächen blieben
letztendlich zwei Kandidaten übrig, von denen es dann aber nur einer schaffte,
rechtzeitig die Freigabe von seiner Geschäftsstelle zu erhalten. Das erste
Rennen, was ursprünglich am 1. Juni in Luckau stattfinden sollte, fand
letztlich einen Tag früher in Rackwitz statt. Bei diesem ersten Lauf, der als
Teamwettkampf über die Sprintdistanz ausgetragen wurde, starteten Jonas, Tom,
Maurice und ich. Lange Zeit vor Rackwitz prognostizierte ich, dass das Podium
am letzten Maitag sehr realistisch für uns sein könnte, es war nur fraglich,
welche der drei Stufen des Treppchens wir schaffen würden. Wir haben, im
Gegensatz zu anderen Mannschaften, keinen herausragenden „Star“ in unseren
Reihen. Dafür konnten wir mit einem in etwa gleichstarken & ausgeglichenen
Team dienen. Auch hatte wir im Vergleich zu den anderen Athleten, einen
„Erfahrenen“, dem die anderen zum Glück in seinen Entscheidungen vertrauten.
Leider war Maurice, der „ganz nebenbei“ sein Abi machte, zu
diesem Zeitpunkt nicht auf dem gleichen Trainingsstand wie der Rest der Truppe
und auch ich war die komplette Woche vor dem Wettkampf erkältet. Für mich stand
trotzdem fest: „Wir werden das Kind schon schaukeln.“ Ich hatte mir schon lange
Gedanken gemacht: Welche ist die richtige Schwimmreihenfolge, wie fahren wir
Rad & in welcher Anordnung, wie ist die sinnvollste Taktik beim Laufen und
was kann man bei den beiden Wechseln noch rausholen?
Unsere Reihenfolge abhängig vom Schwimmvermögen sollte sein:
langsam, richtig schnell, super schnell, schnell. In Namen bedeutete das: Hoffi, Tom, Maurice, Jonas. Hintergrund
dieser Anordnung war folgender: ich sollte vom Wasserschatten der gemeinsam
startenden Menge profitieren, Tom sollte dann das von mir gerissene Loch
schließen, Maurice sollte einen Vorsprung heraus schwimmen und Jonas sollte
diesen halten. Die Praxis war dann aber: sehr langsam, super schnell, mega
super schnell, richtig schnell. Ich konnte gar nicht mit meinem Starterfeld
mithalten, kam mit Sebastian Guhr aus dem Wasser, der sich so grau schwamm,
dass er nach dem Wasserausstieg torkelte, ich an ihm vorbei lief, um Tom ins
Rennen zu schicken. Letzter war ich nicht, aber auf die Spitze hatte ich ganz
schön eingebüßt. Tom schwamm auf 6 vor, Maurice auf 3 und Jonas übernahm die
Poleposition mit 19 Sekunden vor T.V. Dresden ein. Um Zeit beim Wechsel zu
sparen, schwamm der Schlussmann der Dresdner ohne Neo. Jonas ohne Neo schwimmen
zu lassen hielt ich für nicht so clever, aus dem Grund ließ ich mir etwas
anderes einfallen:
Nun ging es endlich aufs Rad. Nach den neuen Regeln hätte
man bei dieser Disziplin schon ein Team – Mitglied verlieren dürfen und nicht
erst beim Laufen. Der Kurs, der zweimal zu bewältigen war, war etwas mehr als 9
Kilometer lang, schmal geschnitten und mit vielen Kurven versehen. Daher waren
an jenem Tag auch keine Zeitfahrmaschinen zugelassen, stattdessen musste man
wie bei Mannschaftszeitfahren in den 80ern & davor mit normalem Straßenrad
fahren und unten in den Rennbügel greifen.
Der Plan war: ich fahre auf eins los, dahinter Jonas, der von Tom geschoben wird, bis er seine Schuhe angezogen hat, dann die erste Runde kreiseln was die Beine hergeben und wenn in der zweiten Runde einer reißen lassen muss, würden wir ins Staffelfahren übergehen. Da aber keiner Schwäche zeigte, konnten wir auch die komplette zweite Runde kreiseln.
Der Plan war: ich fahre auf eins los, dahinter Jonas, der von Tom geschoben wird, bis er seine Schuhe angezogen hat, dann die erste Runde kreiseln was die Beine hergeben und wenn in der zweiten Runde einer reißen lassen muss, würden wir ins Staffelfahren übergehen. Da aber keiner Schwäche zeigte, konnten wir auch die komplette zweite Runde kreiseln.
Wir wechselten mit fast 50 Sekunden Vorsprung vor den Jungs
aus der Sächsischen Landeshauptstadt und über einer Minute vor Kamenz, die in
bester Besetzung (Guhr, M. Thomschke, Pietsch & Jost) an den Start gingen,
allerdings machten sie diesen Wettkampf aus dem Training heraus, da der größte
Teil des Teams sein Hauptaugenmerk in dieser Saison auf die Langstrecke gelegt
hat.
Für unseren fleißigen Abiturienten Maurice, war der
„Arbeitstag“ an dieser Stelle beendet, da er mit seiner noch nicht komplett
hergestellten Wettkampfform alles auf dem Rad gegeben hatte, um uns bestmöglich
zu unterstützen. Er sollte aber trotzdem die verbleibenden fünf Laufkilometer
zu Ende bringen, falls bei Jonas, Tom oder mir irgendetwas schief gehen sollte.
Da ich mit meiner Erkältung ebenfalls nicht in Topform war, war ich nun der
limitierende Faktor in unserer Mannschaft. Ich quälte mich auf jeden Fall viel
mehr, als wenn ich am heutigen Tag alleine hätte laufen müssen. Die Laufstrecke
hatte es in sich; zu Beginn musste man eine Treppen runter, anschließend kamen
ein paar wenige Meter auf Asphalt berghoch und der Rest des Parcours war ein
Schotterweg mit hin und wieder sandigen Stellen.
Nach 2,4 Kilometer kam endlich
der von mir ersehnte Wendepunkt. Diesen passiert, kamen uns in baldiger Abfolge
alle Teams entgegen. Spannend war nun, wer auf dem 2. und 3. Platz lag und ob
uns der verbleibende Vorsprung bis ins Ziel reichen würde.
T.V. Dresden hatte
bis dato ihren 2. Platz verteidigt, dahinter liefen die Kamenzer. Konnten wir
unser Tempo weiter halten, so konnten wir mit einem Sieg rechnen. Circa 400
Meter vor dem Ziel, als wir wieder zum asphaltierten Hügel zurück kamen, stand
Lewin, der heute beim normalen Triathlon über die Sprintdistanz gestartet war,
und brüllte so laut, dass es wahrscheinlich sogar der Veranstalter am Zielbogen
hinter dem Hügel vernahm.
Auf den verbleibenden Metern merkte sicherlich keiner
mehr von uns die Schmerzen in seinen Beinen. Wir gewannen vor den Dresdnern in ihren roten Leibchen und vor Kamenz.
Ich denke, keiner von uns hatte sich schon so lange so sehr über einen Sieg
gefreut – schließlich hatten wir dafür viel miteinander trainiert und uns
gequält.
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