Donnerstag, 31. Juli 2014

1. Regionalliga Wettkampf; Sieg in Rackwitz

Die Entscheidung 2014 wieder an der Regionalliga Ost teilzunehmen fiel mir recht leicht, das Vorhaben in die Tat umzusetzen, war jedoch alles andere als simpel. Mit meinem Heimatverein, dem BSV Friesen, würde es wohl schwierig werden, weil ein Teil der früheren Regio – Starter entweder vom   Sport geheilt war, nicht mehr in Berlin lebten, künftig in der Masters – Liga vorhaben zu starten oder für einen anderen Verein in einer hochklassigeren Liga starteten. Also blieb mir eigentlich nur noch die Möglichkeit des Startens für ein anderes Team (2010-11 für T.V. Dresden), was ich jedoch nicht so gern in Betracht ziehen wollte. Ich erzählte dem Friesen – Nachwuchs, deren Trainer ich auch bin, von meinem Vorhaben. Ein paar Tage später fragen sie mich, ob ich nicht mit ihnen ein Friesen – Team machen will. Ich freute mich sehr über diese Idee, weil wir eh fast alle Trainingseinheiten zusammen machen und nun auch alle das gleiche Ziel verfolgen bzw. auf die gleichen Wettkämpfe hinarbeiten würden. Der Landestrainer war von unserer Idee nicht wirklich begeistert, da einige meiner Jungs noch Junioren und mit ihrer guten Leistung Mitglied im Berliner Landeskader sind, die wiederum in einem für sie vorgesehenen Wettkampfformat „Deutschland Cup“  starten. Auch das Trainer – Aushängeschild vom TuS Neukölln, Joachim Herrgesell, fand unser Vorhaben nicht so klasse, weil meine Jungs bis dato wichtige Zweitstartrechtler für sein 1. und 2. Ligateam waren. Aber der Gedanke daran, dass erstmals unsere Trainingsgruppe geschlossen an Triathlonwettkämpfen teilnehmen würde, ließ jegliche Erwägung, für einen anderen Verein in einer höheren Liga zu starten, schwinden. Nachdem wir 2012 im letzten Rennen der Regionalliga Ost schon mal einen Podiumsplatz erreichten, ging in unseren Köpfen die Überlegungen los, was wohl 2014 alles drin wäre? Wir alle sind nun 1,5 Jahre älter & haben dementsprechend auch mehr Lauf,- Rad- u. Schwimmkilometer intus. Bei jungen Sportlern können in so einer Zeitspanne  riesige Leistungssprünge vonstatten gehen. Vom Vorstand gab es (finanziell) grünes Licht, jetzt stand nur noch im Raum, was war, wenn jemand ausfallen würde oder gar nicht erst starten könnte. Also hielten wir Ausschau nach Zweitstartern und das war schwieriger als gedacht. Nach vielen Telefonaten, E-Mailverkehr und persönlichen Gesprächen blieben letztendlich zwei Kandidaten übrig, von denen es dann aber nur einer schaffte, rechtzeitig die Freigabe von seiner Geschäftsstelle zu erhalten. Das erste Rennen, was ursprünglich am 1. Juni in Luckau stattfinden sollte, fand letztlich einen Tag früher in Rackwitz statt. Bei diesem ersten Lauf, der als Teamwettkampf über die Sprintdistanz ausgetragen wurde, starteten Jonas, Tom, Maurice und ich. Lange Zeit vor Rackwitz prognostizierte ich, dass das Podium am letzten Maitag sehr realistisch für uns sein könnte, es war nur fraglich, welche der drei Stufen des Treppchens wir schaffen würden. Wir haben, im Gegensatz zu anderen Mannschaften, keinen herausragenden „Star“ in unseren Reihen. Dafür konnten wir mit einem in etwa gleichstarken & ausgeglichenen Team dienen. Auch hatte wir im Vergleich zu den anderen Athleten, einen „Erfahrenen“, dem die anderen zum Glück in seinen Entscheidungen vertrauten.

Leider war Maurice, der „ganz nebenbei“ sein Abi machte, zu diesem Zeitpunkt nicht auf dem gleichen Trainingsstand wie der Rest der Truppe und auch ich war die komplette Woche vor dem Wettkampf erkältet. Für mich stand trotzdem fest: „Wir werden das Kind schon schaukeln.“ Ich hatte mir schon lange Gedanken gemacht: Welche ist die richtige Schwimmreihenfolge, wie fahren wir Rad & in welcher Anordnung, wie ist die sinnvollste Taktik beim Laufen und was kann man bei den beiden Wechseln noch rausholen?
Unsere Reihenfolge abhängig vom Schwimmvermögen sollte sein: langsam, richtig schnell, super schnell, schnell. In Namen bedeutete  das: Hoffi, Tom, Maurice, Jonas. Hintergrund dieser Anordnung war folgender: ich sollte vom Wasserschatten der gemeinsam startenden Menge profitieren, Tom sollte dann das von mir gerissene Loch schließen, Maurice sollte einen Vorsprung heraus schwimmen und Jonas sollte diesen halten. Die Praxis war dann aber: sehr langsam, super schnell, mega super schnell, richtig schnell. Ich konnte gar nicht mit meinem Starterfeld mithalten, kam mit Sebastian Guhr aus dem Wasser, der sich so grau schwamm, dass er nach dem Wasserausstieg torkelte, ich an ihm vorbei lief, um Tom ins Rennen zu schicken. Letzter war ich nicht, aber auf die Spitze hatte ich ganz schön eingebüßt. Tom schwamm auf 6 vor, Maurice auf 3 und Jonas übernahm die Poleposition mit 19 Sekunden vor T.V. Dresden ein. Um Zeit beim Wechsel zu sparen, schwamm der Schlussmann der Dresdner ohne Neo. Jonas ohne Neo schwimmen zu lassen hielt ich für nicht so clever, aus dem Grund ließ ich mir etwas anderes einfallen:


Nun ging es endlich aufs Rad. Nach den neuen Regeln hätte man bei dieser Disziplin schon ein Team – Mitglied verlieren dürfen und nicht erst beim Laufen. Der Kurs, der zweimal zu bewältigen war, war etwas mehr als 9 Kilometer lang, schmal geschnitten und mit vielen Kurven versehen. Daher waren an jenem Tag auch keine Zeitfahrmaschinen zugelassen, stattdessen musste man wie bei Mannschaftszeitfahren in den 80ern & davor mit normalem Straßenrad fahren und unten in den Rennbügel greifen.

Der Plan war: ich fahre auf eins los, dahinter Jonas, der von Tom geschoben wird, bis er seine Schuhe angezogen hat, dann die erste Runde kreiseln was die Beine hergeben und wenn in der zweiten Runde einer reißen lassen muss, würden wir ins Staffelfahren übergehen. Da aber keiner Schwäche zeigte, konnten wir auch die komplette zweite Runde kreiseln.
 
Wir wechselten mit fast 50 Sekunden Vorsprung vor den Jungs aus der Sächsischen Landeshauptstadt und über einer Minute vor Kamenz, die in bester Besetzung (Guhr, M. Thomschke, Pietsch & Jost) an den Start gingen, allerdings machten sie diesen Wettkampf aus dem Training heraus, da der größte Teil des Teams sein Hauptaugenmerk in dieser Saison auf die Langstrecke gelegt hat.


Für unseren fleißigen Abiturienten Maurice, war der „Arbeitstag“ an dieser Stelle beendet, da er mit seiner noch nicht komplett hergestellten Wettkampfform alles auf dem Rad gegeben hatte, um uns bestmöglich zu unterstützen. Er sollte aber trotzdem die verbleibenden fünf Laufkilometer zu Ende bringen, falls bei Jonas, Tom oder mir irgendetwas schief gehen sollte.
 
Da ich mit meiner Erkältung ebenfalls nicht in Topform war, war ich nun der limitierende Faktor in unserer Mannschaft. Ich quälte mich auf jeden Fall viel mehr, als wenn ich am heutigen Tag alleine hätte laufen müssen. Die Laufstrecke hatte es in sich; zu Beginn musste man eine Treppen runter, anschließend kamen ein paar wenige Meter auf Asphalt berghoch und der Rest des Parcours war ein Schotterweg mit hin und wieder sandigen Stellen.
 
Nach 2,4 Kilometer kam endlich der von mir ersehnte Wendepunkt. Diesen passiert, kamen uns in baldiger Abfolge alle Teams entgegen. Spannend war nun, wer auf dem 2. und 3. Platz lag und ob uns der verbleibende Vorsprung bis ins Ziel reichen würde.
 
T.V. Dresden hatte bis dato ihren 2. Platz verteidigt, dahinter liefen die Kamenzer. Konnten wir unser Tempo weiter halten, so konnten wir mit einem Sieg rechnen. Circa 400 Meter vor dem Ziel, als wir wieder zum asphaltierten Hügel zurück kamen, stand Lewin, der heute beim normalen Triathlon über die Sprintdistanz gestartet war, und brüllte so laut, dass es wahrscheinlich sogar der Veranstalter am Zielbogen hinter dem Hügel vernahm.
 
Auf den verbleibenden Metern merkte sicherlich keiner mehr von uns die Schmerzen in seinen Beinen. Wir gewannen vor den Dresdnern in ihren roten Leibchen und vor Kamenz.
 
Ich denke, keiner von uns hatte sich schon so lange so sehr über einen Sieg gefreut – schließlich hatten wir dafür viel miteinander trainiert und uns gequält.

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